Mein Großvater ist ein wirklich sehr, sehr großer, man könnte fast schon sagen, “Fan” von George Sand. Er liest so wirklich jedes deutschsprachige Buch über sie, was er in die Finger bekommen kann, guckt jede Dokumentation an, erzählt immer und überall interessante Ausschnitte aus ihrem Leben (gerne auch zwei, drei Mal) und scheut sich ganz und gar nicht davor auch französischsprachige Museumsleiter auf Deutsch und mit Händen und Füßen zu fragen, was sie ihm noch an Insiderwissen über diese Schriftstellerin geben können.
Ebenso erzählt er mir seit Jahren, dass Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, so war ihr eigentlich Name, einen Großteil ihres Lebens in ihrem Anwesen in Nohant-Vic verbrachte.
Er berichtete mir, dass dort Berühmtheiten wie Chopin, Franz List oder Balzac ein- und ausgingen, sie dort Nächte lang hindurch durchschrieb, während sie sich in dieser Zeit nur von Zuckerwasser und Zigarillos ernährte und das sie sogar eine gute Hand voll Angestellter hatte, für die Klatsch- und Tratsch stickt untersagt war.
Nachdem ich nun nach Paris gezogen war und mein Großvater mich im Sommer das erste Mal besuchen kam, war es natürlich beschlossene Sache einen Ausflug zum Haus von George Sand (la maison de George Sand) zu unternehmen. Dieses liegt in Nohant-Vic, einer kleinen Gemeinde mit nicht mehr als 500 Einwohnern in der Region Centre-Val de la Loire.
Nohant-Vic, Centre-Val de Loire

Ich hatte zunächst bedenken, dass wir ohne Auto dort gar nicht so einfach hinkommen würden. Aber es war einfacher als gedacht. Die Damen und Herren im Service der Maison de George Sand sind außerordentlich nett und hilfsbereit und unterstützen einen hervorragend bei der Planung der Reise.
Wir sind also mit der Bahn ca. 2,5 Stunden nach Châteauroux gefahren, um dort dann mit einem Navette, also einem Schuttlebus (ca. 30 Minuten) bis nach Nohant-Vic zu fahren. Das Shuttlebusunternehmen musste ich zuvor kontaktieren und uns als Fahrgäste anmelden, da der Bus nicht regelmäßig verkehrt. Uns wurde dann mitgeteilt, wo und wann der Bus abfährt. Es hat alles super geklappt. Nach der ca. dreistündigen Anreise vom lauten, überfüllten Paris ins stille Nohant-Vic, wurde man sofort vom Charme des kleinen, französischen Dörfchens mit der romantischen, verspielten Kapelle und seiner unmittelbaren Natur in den Bann gezogen.